WM-Mitfavorit legt sich mit eigenem Fußballverband an

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Spätestens sei dem Olympia-Gold ist Kanadas Fußball-Nationalteam einer der Favoriten für die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen. Doch der eigene Verband legt dem Team von Trainerin Bev Priestman Steine in den Weg. Die Spielerinnen streiken – und werden zum Spielen gezwungen.

Weltmeisterinnen gegen Olympiasiegerinnen, die besten der Besten stehen sich an diesem Donnerstag auf dem Fußballplatz gegenüber. Kanada gegen USA lautet die Begegnung beim traditionellen She-Believes-Cup der Frauen-Nationalmannschaften – und obwohl es ein Duell ist, haben sich die Fußballerinnen vorab zusammengetan. Denn es geht um mehr als den Sport.

Den wollten die Kanadierinnen eigentlich sogar verweigern, Kapitänin Christine Sinclair und ihr Team waren schon in den Streik getreten – gegen den eigenen Verband. Es geht um ausstehende Bezahlungen, Ungleichbehandlungen, gestrichene Mittel für die Vorbereitung auf die im Sommer anstehende Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland. Weil ihnen juristische Konsequenzen angedroht wurden, die sie Berichten zufolge persönlich mit Millionen von Dollar belasten könnten, trainierten sie doch weiter. „Canada Soccer war nicht bereit, den She-Believes-Cup zu gefährden“, erklärte der Verband und wies darauf hin, dass das Arbeitsrecht von Ontario den Spielerinnen einen Streik ohne eine 17-tägige Ankündigungsfrist rechtlich nicht erlaube.

Kein Streik, aber deutlicher Protest: Ihre Kleidung hatten die Spielerinnen auf links gedreht, um das Logo des kanadischen Verbands CSA zu verbergen. „Wir sind erschöpft und mit den Nerven am Ende. Dies ist wahrscheinlich der wichtigste Kampf, den wir als Nationalspielerinnen zu führen haben und wir sind entschlossen, ihn zu gewinnen“, hatte die internationale Rekordtorschützin Sinclair bei Instagram mitgeteilt. Trainerin Bev Priestman sagte: „Es ist sehr herausfordernd.“ Es gehe den Spielerinnen nicht nur um sich, sondern auch um die Rechte und Möglichkeiten folgender Generationen und darauf sei sie stolz, so die Engländerin, die das Team seit 2020 trainiert.

Vorwurf: Kein Gehalt für 2022

Die Vorwürfe wiegen schwer: Kanada gehört bei der WM zu den Favoritinnen, sie sind amtierende Olympiasiegerinnen, nachdem sie bei den Spielen zuvor zweimal in Folge bereits Bronze gewonnen hatten, gelang ihnen in Tokio der große Coup. Doch der Verband goutiert die Top-Leistung nicht. Stattdessen beklagen die Frauen, dass sie 2022 gar nicht bezahlt worden sind, der Verband verteidigt sich mit der Erklärung, es gäbe „rückwirkende Zahlungen“. Es gibt Berichte, laut denen Kanadas Männer 2021 knapp 7,7 Millionen Euro an Unterstützung erhalten haben, die Frauen rund 3,5 Millionen. Für das letzte Jahr stehen die Werte noch aus.

Noch dazu werden die Mittel für das Team reduziert. Ein Großteil des Budgets für dieses Jahr hat der Verband gestrichen, auch Personal und Spielerinnen sollen eingespart werden. Während es vor den Olympischen Spielen noch ein Vorbereitungscamp mit 28 Spielerinnen gab, wurde dieses für die WM-Vorbereitung auf 20 Personen reduziert. Elf gegen elf im Training? Schon rein rechnerisch unmöglich. Auch die Dauer des Trainingslagers wurde verkürzt.

Männer haben viel mehr Personal

Das sorgt insbesondere im Vergleich mit den Mitteln für die Männer für Ärger. Denn diese qualifizierten sich 2022 unter der Leitung des ehemaligen Frauentrainers John Herdman zum ersten Mal seit 36 Jahren für eine Weltmeisterschaft. Sie wurden dafür gefeiert – und offensichtlich stark belohnt. Nationalspielerin Janine Beckie erzählte, dass sie in Katar vor Ort war und über die Ressourcen, die dem Team zur Verfügung standen, nur staunen konnte. Das Männerteam habe etwa doppelt so viel Personal wie das Frauenteam erhalten. „Wenn das bei den Männern der Fall ist, dann erwarten wir, dass wir bei unserer Weltmeisterschaft in ein paar Monaten alles bekommen, was Bev (Trainerin Priestman, Anm.d.Red.) verlangt“, sagte die 28-Jährige. Den Männern half es übrigens nichts: Davies und Co. schieden mit null Punkten bereits in der Gruppenphase aus.

„Es ist ziemlich ekelhaft, dass wir darum bitten müssen, gleich behandelt zu werden“, sagte Beckie weiter. „Es ist ein Kampf, den Frauen auf der ganzen Welt jeden Tag führen müssen. Aber ehrlich gesagt, wir haben es satt, und es ist etwas, das mich nicht mehr enttäuscht, sondern einfach nur wütend macht, weil wir 2023 haben.“ Ihre Haltung ist unmissverständlich: „Wir haben die verdammten Olympischen Spiele gewonnen, und wir werden mit einer Mannschaft zur Weltmeisterschaft fahren, die sie gewinnen kann. Wir erwarten also, dass wir bestmöglich vorbereitet sind, um eine Weltmeisterschaft zu gewinnen.“

Unterstützung von den Männern – und den US-Frauen

Zudem geht es natürlich auch um die Bezahlung. Während diese den Spielerinnen zufolge für das vergangene Jahr ausblieb, geht es ihnen für die Zukunft um ähnliche Prämien wie bei den Männern. Von den Spielern, zu denen der Bayern-Profi Alphonso Davies gehört, kommt Zustimmung: Man wolle die Frauen „von ganzem Herzen unterstützen“. Sie kennen Querelen mit dem Verband ebenfalls, im vergangenen Sommer waren sie – ebenfalls fünf Monate vor dem WM-Start – in Streik getreten. In einem Statement teilten die Männer mit, man sei „zutiefst enttäuscht“. Niemand wisse, wie der kanadische Verband Gelder verwende. Das wirft ein schlechtes Licht auf den Verband, der gemeinsam mit den USA und Mexiko die kommende Männer-WM 2026 ausrichten wird.

Unterstützung gibt es auch von den US-Frauen. Sie wissen, wie ein Kampf gegen den eigenen Verband schlaucht, aber auch, wie er erfolgreich geführt werden kann. Im vergangenen Jahr siegten die Weltmeisterinnen, die ebenfalls bedeutend erfolgreicher sind als ihre männlichen Kollegen, im Kampf um Gleichstellung. US-Star Megan Rapinoe betonte, sie sei fassungslos, warum der kanadische Verband seine Spielerinnen nach dem Gewinn eines großen internationalen Titels so behandele: „Wir sprechen hier von den Olympiasiegerinnen.“ Das US-Team sicherte den Kanadierinnen zu, ihnen trotz der Rivalität mit Rat und Tat zur Seite stehen zu wollen. „Es gibt einfach Dinge, die so viel wichtiger sind als das, was auf dem Spielfeld passiert, wie zum Beispiel grundlegende Menschenrechte und Respekt und das, was sie verdienen“, so Rapinoe.

Der She-Believes-Cup gehört zu den wichtigsten Einladungsturnieren im Fußball der Frauen. In diesem Jahr nehmen neben dem Gastgeber USA eben Kanada sowie Brasilien und Japan teil. Das Event ist ein wichtiger Wegweiser auf dem Weg zur WM. Diese findet vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland statt. Bis dahin dürften weitere „ermüdende und emotionale“ Wochen für die Kanadierinnen anstehen.

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WM-Mitfavorit legt sich mit eigenem Fußballverband an

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