Real Madrid verarbeitet Klopps Liverpool zu Konfetti

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Traumtore, Torwartpatzer – und am Ende ein Debakel für Jürgen Klopps FC Liverpool: Die Reds haben an einem spektakulären Champions-League-Abend die nächste bittere Pleite gegen ihren Angstgegner Real Madrid kassiert. Die könnte Folgen haben.

Als der Schlusspfiff erklang, der vermutlich mehr beendete als einfach nur ein Achtelfinal-Hinspiel der Champions League, da applaudierten die Zuschauer im Anfield-Stadion, als Zeichen der Anerkennung für die Gäste aus Madrid und zur Aufmunterung für die eigene Mannschaft. Es war zurückhaltender, höflicher Applaus, wie im Theater. Die Kop-Tribüne sang die Vereinshymne, das sentimentale Lied vom Niemalsalleinegehen: „Walk on, walk on …!“ Ein paar Spieler des FC Liverpool winkten den Fans aus einigem Abstand. Trainer Jürgen Klopp klopfte sich mit der Hand auf die Brust, allerdings nicht so energisch, wie er das in den vergangenen Jahren oft getan hatte, nach Champions-League-Nächten in Anfield.

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Sport22.02.2301:03 min

Klopp zu CL-Debakel für Liverpool„Bin aktuell der Meinung, der Kampf ist vorbei“

Es war das gedämpfte Ende einer traumatischen Veranstaltung für den FC Liverpool. 2:5 hatte die Mannschaft das Wiedersehen der Finalgegner der vergangenen Saison gegen Real Madrid verloren, trotz früher 2:0-Führung durch ein Hackentor von Darwin Nunez (4.) und einen wachen Moment von Mohamed Salah (14.): Der Ägypter nutzte Thibaut Courtois‘ missglücktes Dribbling. Die Gäste aus Spaniens Hauptstadt bewiesen wieder einmal, was in der Fußballwelt ohnehin Gewissheit ist, nämlich, dass man sie nie abschreiben darf, dass sie immer imstande sind, zurückzukommen. Zur Pause hatte Real den Zwei-Tore-Rückstand ausgeglichen, in der zweiten Halbzeit verarbeitete der Champions-League-Rekordsieger, angeführt von den überragenden Angreifern Vinícius Júnior und Karim Benzema, den FC Liverpool phasenweise zu Konfetti.

Dominanz bei Real, Chaos bei Liverpool

Bei aller Klasse von Real: Jürgen Klopps Mannschaft hat sich die höchste Heimniederlage im Europapokal selbst zuzuschreiben. „We gave all five goals away“, gestand der Trainer, was sich in etwa übersetzten lässt mit: Alle fünf Gegentore waren Geschenke. Beim 2:1 durch Vinícius Júnior schauten die Verteidiger Trent-Alexander Arnold und Joe Gomez zu wie Teenager dem Auftritt eines Popstars, beim 2:2 schoss der sonst verlässliche Torwart Alisson seinen brasilianischen Landsmann Vinícius Júnior an. Das 2:3 durch Éder Militão fiel nach einem Freistoß, den Gomez durch ungeschicktes Einsteigen gegen, genau, Vinícius Júnior verursacht hatte, beim 2:4 fälschte Gomez einen Schuss von Karim Benzema ab.

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Liverpool kassiert das vierte Gegentor. Keeper Alisson streckt sich vergeblich.

(Foto: IMAGO/Sportimage)

Sinnbildlich für den Klassenunterschied zwischen den beiden Mannschaften, für Real Madrids Dominanz und das Chaos beim FC Liverpool, stand der fünfte Treffer der Gäste. Fabinho leistete sich einen Ballverlust im Mittelfeld, der zeitlose Luka Modrić schüttelte den jungen Stefan Bajcetic ab, Karim Benzema ließ Torwart Alisson aussteigen und platzierte den Ball zwischen hilflosen Liverpool-Verteidigern hindurch ins Netz. Anfield verstummte. Fast hätte man den kühlen Wind hören könnten, der durch das Stadion wehte.

Konsequente Zuspitzung der bisherigen Saison

Die Demontage gegen Real war kein Einzelfall, sondern die konsequente Zuspitzung der bisherigen Saison des FC Liverpool. Der englische Vizemeister und Vize-Champions-League-Sieger der vergangenen Spielzeit ist nicht mehr wiederzukennen. Die Mannschaft ist ins Tabellenmittelfeld der Premier League abgerutscht und aus beiden englischen Pokalwettbewerben ausgeschieden, vor allem, weil die Abwehr teilweise so widerstandsfähig ist wie nasses Zeitungspapier. Die beiden 2:0-Siege zuletzt gegen den Stadtrivalen FC Everton und das neureiche Newcastle United hatten der Anfield-Gemeinde Hoffnung gemacht, dass Liverpool die Krise rechtzeitig zum Treffen mit Real Madrid abgeschüttelt hatte. Vielleicht hätte die Saison noch ein Erfolg werden können – mit einem Triumphzug in der Champions League.

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Fußball22.02.23

Entsetzen über „blamierte Reds“„Klopp betrachtet Trümmer seines Anfield-Imperiums“

Damit wird es ziemlich sicher nichts. Liverpool ist schon vor dem Achtelfinal-Rückspiel im Bernabéu-Stadion am 15. März praktisch ausgeschieden. Und so war das 2:5 gegen Real möglicherweise für längere Zeit das letzte Champions-League-Spiel in Anfield. Wegen der trüben Lage in der Liga droht Liverpool zum ersten Mal seit 2016/2017 jenen Wettbewerb zu verpassen, der die Mannschaft geprägt hat in den vergangenen Jahren.

Das Ende einer Ära?

In der Champions League ist Jürgen Klopps Liverpool zu einer Mannschaft für die Ewigkeit gereift. Der Finaleinzug 2018 (Niederlage gegen Real Madrid) und der Gewinn des Henkelpokals 2019 (gegen Tottenham) waren das Sprungbrett zum Gewinn der englischen Meisterschaft 2020, dem Höhepunkt von Klopps bisher mehr als sieben Jahre langen Amtszeit am River Mersey. Jetzt signalisiert die Champions League das Ende einer Ära.

Das 2:5 gegen Real hat einmal mehr gezeigt, dass die Mannschaft ihr Haltbarkeitsdatum überschritten hat. „Liverpool hat unter Klopp einen unglaublichen Ritt erlebt, aber der Deutsche wird besser als jeder andere wissen, dass dieses Team auseinandergerissen und neu aufgebaut werden muss“, schrieb der „Mirror“. Die „Times“ hatte eine „totale Kapitulation“ seiner Mannschaft gesehen, „Liverpool erlitt die vielleicht schlimmste Niederlage in einer äußerst enttäuschenden Saison“. Helden der vergangenen Jahre wie Abwehrchef Virgil Van Dijk, Kapitän Jordan Henderson oder Torjäger Mohamed Salah sind 30 Jahre oder älter. Vor allem das Mittelfeld muss verstärkt werden.

Klopp hat zuletzt mehrmals betont, dass er sich bei seiner Vertragsverlängerung im vergangenen Jahr bis 2026 klar über die bevorstehende Neuordnung des Kaders gewesen sei. An seiner Hingabe zu seinem Arbeitgeber gibt es keine Zweifel. Klopps Ziel ist es, eine neue große Liverpool-Mannschaft zu schaffen. Die Mannschaft, die 2019 die Champions League und 2020 die englische Meisterschaft gewann, erlebte beim 2:5 gegen Real Madrid wohl ihren Untergang. „Es war ein schwerer Schlag“, sagte Klopp, „aber eine Niederlage ist nur eine Niederlage, wenn wir nicht daraus lernen. Wir werden daraus lernen und weitermachen.“

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