Der FC Bayern steht vor dem Auftakt des Gigantenduells gegen Paris Saint-Germain, das die Stimmung beim Rekordmeister maßgeblich beeinflussen wird. Trainer Julian Nagelsmann ist angefressen. Doch auch beim Gegner liegt Ärger in der Luft.
Am Dienstag empfängt Paris Saint-Germain, das wohl am prominentesten besetzte Fußball-Team der Welt, den FC Bayern, einen der erfolgreichsten europäischen Klubs der vergangenen Jahre. Man trifft sich zum spektakulärsten Champions-League-Achtelfinale dieser Saison, es ist ein Kracher. Betrachtet man jedoch die Vorleistungen, könnte man meinen: Im Parc des Princes kommt es zum Krisengipfel.
Denn nach dem verdienten, aber völlig glanzlosen 3:0 gegen den VfL Bochum lieferte Bayern-Coach Julian Nagelsmann ein arg wütendes Interview ab: „Wir sind nicht im Flow, haben in der Liga nur einen Punkt Vorsprung. Wenn wir Vollgas spielen, ist es Fußball, das macht Spaß, das ist Enthusiasmus, dann bewegen wir uns auch“, sagte Nagelsmann bei „Sky“ – und schob nach: „Aber das haben wir nur die ersten sechs Minuten gemacht. In den ersten sechs Minuten müssen wir 3:0 führen, da haben wir ein bisschen die Geradlinigkeit vermissen lassen“, sagte der 35-Jährige, der zuletzt noch ein Krisengespräch mit seinem verletzten, aber zornigen Torwart Manuel Neuer hatte moderieren müssen.
In der Halbzeit hatte der Trainer, der in seiner zweiten Saison beim Rekordmeister unter Druck steht, der Meisterschaft im vergangenen Jahr schnell weitere Titel liefern zu müssen, nur kurz zu seinem Team gesprochen: Er habe nicht das Gefühl gehabt, „dass es sinnvoll ist, Szenen zu zeigen. Wir haben ein paar andere Dinge besprochen, das war aber in 1:30 abgetan“, sagte Nagelsmann. „Ich denke, dass der eine oder andere Spieler sich zu Wort gemeldet hat. Hoffentlich.“ Nationalspieler Leon Goretzka empfand die Kabinenansprache seines Trainers „gar nicht als so kurz“, wie er nach dem Spiel sagte. Aber diese sei „ziemlich intensiv“ gewesen. Zum Abschied mahnte Nagelsmann noch düster: „Wenn wir so spielen am Dienstag, wird es nicht reichen. Wir müssen in Paris ein überragendes Spiel machen …“
PSG, die „marode Mannschaft“
Doch auch an der Seine haben sie vor dem mit großer Spannung erwarteten Duell große Sorgen. Nach der Pokalpleite bei Olympique Marseille unter der Woche, verlor das französische Edelensemble ohne die Superstars Kylian Mbappé und Lionel Messi auch in der Liga: 1:3 im Spitzenspiel bei der AS Monaco. Es war am Ende ein schmeichelhaftes Ergebnis.
„PSG ist drei Tage vor dem Spiel gegen die Bayern eine marode Mannschaft, die keine Ideen hat und bei der Neymar, der durch die verletzungsbedingten Ausfälle von Mbappé und Messi allein auf sich gestellt ist, nicht mehr weiß, wie er die Mannschaft auf seinen Schultern tragen soll“, schrieb die spanische Zeitung „Marca“. „Der beste Spieler bei der Niederlage von PSG in Monaco war, um ehrlich zu sein, Donnarumma.“ Der italienische Torwart hatte tatsächlich mit starken Paraden eine noch höhere Niederlage verhindert. Es war die vierte Pleite des mit Hunderten katarischen Öl-Millionen hochgerüsteten Teams in diesem Kalenderjahr.
Kylian Mbappé, mit sieben Treffern bester Torschütze der laufenden Champions-League-Saison wird mit einer Oberschenkelblessur im Hinspiel definitiv ausfallen. Weltmeister Lionel Messi, der sich bei der Pokalpleite in Marseille leicht verletzt hatte, wird zu Beginn der Woche wieder ins Training einsteigen und wohl rechtzeitig zum ersten Akt des Gigantenduells bereitstehen. Gut möglich, dass zu diesem europäischen Fußball-Festakt schnell vergessen ist, mit welchen Problemen sich beide Teams in den Tagen vor dem frühen Höhepunkt des Fußballjahres rumschlagen mussten. Die richtigen Probleme, das ist mit Blick auf die großen Ziele beider Klubs klar, beginnen für einen der beiden Teams erst nach dem Duell.








