Ist Alexia Putellas wirklich die verdiente Weltfußballerin?

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Alexia Putellas hat ein schweres halbes Jahr hinter sich. Finalpleite in der Champions League, Kreuzbandriss einen Tag vor EM-Start, der lange Kampf zurück. Den Titel als FIFA-Weltfußballerin gewinnt sie trotzdem – und setzt sich gegen Europameisterin Beth Mead durch, die ihr Verletzungsschicksal teilt.

Vor der Fußball-Europameisterschaft 2022 war sie die tragische Figur, nun ist sie die strahlende Siegerin. Alexia Putellas vom FC Barcelona hat ihren Titel als FIFA-Weltfußballerin verteidigt. Wie zuvor schon den Ballon d’Or, quasi doppelte Double-Siegerin. In Paris bei der Wahl des Fußball-Weltverbands wird sie ausgezeichnet, konnte sich vor der Engländerin Beth Mead und Alex Morgan aus den USA durchsetzen. Eine Wahl, die auf den ersten Blick überrascht.

Denn die 29-Jährige hat seit dem 5. Juli 2022 keinen Fußball mehr gespielt. Es war der Tag vor Beginn der Europameisterschaft in England, als das spanische Team bekannt geben musste: Putellas, die Starspielerin in diesem Topteam, hat sich verletzt, vermutlich Kreuzbandriss. Die Frau, die das Spiel Spaniens gestalten sollte, dann aber zugucken musste, wie die Mitfavoritinnen bereits im Viertelfinale (1:2 n.V.) an den späteren Europameisterinnen aus England – mit Beth Mead – scheiterten.

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Mead dagegen spielte eine herausragende EM im eigenen Land, wurde Torschützenkönigin mit sechs Toren und fünf Vorlagen sowie als Spielerin des Turniers ausgezeichnet. Die Stürmerin vom FC Arsenal war nun auch die einzige ihres Nationalteams, die sich nicht in ihrer Kategorie durchsetzen konnte. Mary Earps von Manchester United gewann die Wahl zur Welttorhüterin, ihre niederländische Trainerin Sarina Wiegman, die die Lionesses seit 2021 coacht, wurde zur Welttrainerin gekürt.

Saison- nicht Jahres-Wahl

Mead übrigens, das eint die beiden, zog sich am 20. November ebenfalls einen Kreuzbandriss zu. Während Putellas seit Anfang Februar wieder auf dem Platz mit dem Ball trainiert, muss sich die zwei Jahre jüngere Engländerin noch gedulden. Weitestgehend unverletzt blieb dagegen die Dritte im Bunde, Alex Morgan. Die 33-Jährige wurde bei der mittel- und nordamerikanischen Meisterschaft als beste Spielerin ausgezeichnet, sie wurde dabei Torschützenkönigin und traf zum entscheidenden 1:0 im Finale gegen die Olympiasiegerinnen aus Kanada. Mit 201 Spielen für die USA durchbrach sie zudem eine bemerkenswerte Marke. Auch in der US-Liga NWSL, die ihr Klub San Diego Wave als Dritte abschloss, überragte sie mit 16 Toren in 19 Spielen.

Ein Fakt, der ebenfalls Gewicht hat. Denn die FIFA-Wahl ist keine Auszeichnung rein auf Nationalteam-Ebene. Und obwohl es logisch erscheinen würde, dass der Abstimmungszeitraum ein Kalenderjahr ist, ist dem nicht so. Die Zeiträume unterscheiden sich sogar bei den Frauen und Männern. Lionel Messi setzte sich wohl vor allem durch, weil er mit dem Gewinn der WM den letzten in seiner Karriere noch offenen Titel gewann, der Zeitraum ging für diese Abstimmung vom 8. August 2021 bis 18. Dezember 2022. Bei den Frauen dagegen war der Abstimmungszeitraum auf den 7. August 2021 bis 31. Juli 2022 begrenzt.

Putellas holt nationales Triple

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Die EM war also genau noch inbegriffen – aber eben auch die gesamte vorangegangene Saison. Und dies war eine, die Putellas außergewöhnlich gestaltete. Die Mittelfeldspielerin führte Barça als Kapitänin zum nationalen Triple, sie steuerte dabei in der Liga selbst 18 Tore und 15 Vorlagen bei. In der Champions League glänzte die „Queen von Barcelona“ mit elf Toren in zehn Spielen, darunter zwei im Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg. Allerdings verlor ihr Team im Finale mit 1:3 gegen die achtmaligen Titelträgerinnen von Olympique Lyon, Putellas gelang dabei nur der Trosttreffer.

Auch wenn die Champions League für die Spanierin enttäuschend endete, war es ein Wettbewerb, in dem sie die Nase deutlich vor Mead hatte. Denn deren FC Arsenal war im Viertelfinale gegen den VfL Wolfsburg ausgeschieden. Wie Putellas glänzte auch Mead in der Liga, für den FC Arsenal traf sie 14 Mal und legte 19 Tore auf. Bis zu ihrem Kreuzbandriss startete sie auch in die aktuelle Spielzeit glänzend: Drei Tore und vier Vorlagen in sieben Partien. Ein Vergleich der Ligen ist schwierig, beide haben sich in den vergangenen Jahren extrem entwickelt und professionalisiert. Die Dominanz des FC Barcelona ist in der Primera División Femenina allerdings überdeutlich. Die vergangene Saison gewannen die Katalaninnen mit 24 Punkten Vorsprung und der maximal möglichen Ausbeute von 90 Punkten bei 30 Siegen aus 30 Spielen. Auch in der aktuellen Spielzeit stehen nur Siege zu Buche, das Torverhältnis beträgt 84:4.

Die Women’s Super League dagegen ist deutlich ausgeglichener, der FC Arsenal mit Mead musste sich in der vergangenen Saison mit einem Punkt den Double-Siegerinnen des FC Chelsea geschlagen geben. Auch in dieser Saison ist es eng, die Tabellenersten von Manchester United und die Vierten vom FC Arsenal trennen nur sechs Punkte.

Bundestrainerin wählt ihre Spielerinnen

Es war also eine Wahl zwischen der spanischen Überfliegerin, die aus dem Mittelfeld heraus viele Tore schießt, in der Liga mit dem FC Barcelona aber kaum Konkurrenz fürchten muss und Mead sowie Morgan, die in ihren Ligen deutlich härtere Kämpfe auszutragen haben und ebenfalls mit zahlreichen Toren glänzen konnten. Die noch dazu – anders als Putellas – jeweils bei den Kontinental-Meisterschaften mit ihren Nationen und dann auch in den Einzelbewertungen siegreich waren. Titel, die in der Bewertung normalerweise viel Gewicht haben. Gerade die Euphoriewelle, mit der die Engländerinnen zum EM-Titel im eigenen Land surften, und der Druck, dem Mead dabei standhielt, hätten gerechtfertigt, warum sie ebenfalls eine passende Preisträgerin gewesen wäre. Die Engländerin hätte Putellas dann auf den letzten Drücker überholt. Das EM-Finale im Wembley-Stadion gegen Deutschland (2:1) fand am 31. Juli 2022 statt, eben jenem letzten Tag innerhalb des Abstimmungszeitraums.

Die Wahl zugunsten Putellas‘ war letztlich aber deutlich, sie vereinte 50 Punkte der Kapitäninnen, TrainerInnen und JournalistInnen auf sich. Morgan und Mead kamen jeweils auf 37 Punkte. Deutschlands Kapitänin Alexandra Popp hatte Putellas auf Platz drei ihrer Liste gewählt, hinter deren Teamkollegin Aitana Bonmati sowie der französischen Abwehr-Ikone Wendie Renard. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wählte vorrangig ihre Spielerinnen, sah Lena Oberdorf ganz vorn, gefolgt von Popp und als Dritte die englische Europameisterin Leah Williamson. Als Vertreter der deutschen Journalisten durfte „Kicker“-Redakteur Gunnar Meggers abstimmen, bei ihm hatte Mead den Vorzug erhalten. Putellas hatte er als Dritte gewählt, vor ihr reihte sich Popp ein.

Popp und Oberdorf konnten sich beide letztlich nicht ganz vorn durchsetzen, Popp wurde Siebte, Oberdorf Elfte der Wahl. Beide hatten ebenfalls bei der EM reüssiert, Oberdorf war als beste Jungspielerin ausgezeichnet worden und schaffte es bei der Wahl nun immerhin in die FIFA-Elf.

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