Als Vize-Europameisterinnen gehen die deutschen Fußball-Nationalspielerinnen mit großen Ambitionen in die Vorbereitung für die Weltmeisterschaft. Neben dem Sportlichen gibt es aber auch zahlreiche Themen abseits des Platzes. Etwa die WM-Prämien – und ein unliebsamer potenzieller Sponsor.
Alexandra Popp strebt als Kapitänin des Fußball-Nationalteams in den Verhandlungen um WM-Prämien nicht nach den viel höheren Summen der männlichen Kollegen. „Wir reden hier nicht von Equal Pay, da sind wir jetzt erst mal noch echt weit von entfernt. Von daher wird das mit Sicherheit auch kein Thema sein“, sagte die 31-Jährige während einer Medienrunde zum Start des Trainingslagers in Marbella.
Konkrete Zahlen zur Zielsetzung wollte Popp nicht nennen, sie sei aber „guter Dinge, dass wir da in offene Verhandlungen gehen, um das Bestmögliche rauszuholen für beide Parteien“, versicherte die 124-malige Nationalspielerin, die mit dem DFB-Team nach Platz zwei bei der EM im Vorjahr bei der diesjährigen WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) den Titel ins Visier nimmt.
Die Turnierprämien im vergangenen Jahr lagen extrem weit auseinander: Für den WM-Titel in Katar hätten Manuel Neuer und Co. je 400.000 Euro vom DFB erhalten, für einen EM-Triumph der Frauen 2022 in England hätte der Verband 60.000 Euro pro Spielerin ausbezahlt. Für einen EM-Titel 2021 hätten die Männer ebenfalls 400.000 Euro kassiert. Die deutschen Männer waren bei beiden Turnieren jeweils früh gescheitert, die DFB-Frauen erreichten in England das Finale. Und gewannen 2022 auch das TV-Duell gegen die Männer deutlich: 17,952 Millionen Menschen hatten am 31. Juli das EM-Finale mit der Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gesehen. Keine andere Sport-Sendung im deutschen Fernsehen hatte ein so großes Fernsehpublikum. Drei Spiele der Fußballerinen landeten in den Top Ten des TV-Rankings 2022.
„Visit Saudi“ verärgert Spielerinnen und Ausrichter
Ein anderes Diskussionsthema im Vorfeld der WM ärgert Popp dagegen sehr: das mögliche Sponsoring der WM durch die Tourismusbehörde Saudi-Arabiens. Man stehe dem „eher negativ gegenüber“, sagte die Stürmerin des VfL Wolfsburg. Einem Bericht des Portals „The Athletic“ zufolge soll „Visit Saudi“ Partner des WM-Turniers vom 20. Juli bis 20. August werden. „Ich glaube, die anderen aus anderen Nationen haben schon viel ausgesprochen, dass das kein optimaler Sponsor für eine Frauen-Weltmeisterschaft ist – für das, wofür wir Frauen auch stehen“, sagte Popp. „Ich bin gespannt, was da am Ende bei herauskommt. Mehr als ein bisschen unseren Senf dazugeben, dass wir es nicht gerade gutheißen, können wir leider auch nicht.“
Die gastgebenden Fußball-Verbände von Australien und Neuseeland hatten sich gegen einen solchen Sponsor ausgesprochen und ein Protestschreiben an den Fußball-Weltverband gerichtet. Man sei von der FIFA dazu nicht zurate gezogen worden. US-Stürmerin Alex Morgan bezeichnete das mögliche Sponsoring der WM durch Saudi-Arabien als „bizarr“.
Saudi-Arabien steht generell wegen Menschenrechtsverletzungen international in der Kritik. Das Königreich will 2030 die Männer-WM ausrichten und treibt deshalb seine sportpolitischen Bemühungen voran. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat am Dienstag zudem die jüngste Vergabe der Klub-WM 2023 nach Saudi-Arabien scharf kritisiert. Der Weltverband war für eine Stellungnahme angefragt.
Bis Sonntag trainieren die Vize-Europameisterinnen in Andalusien, am Dienstag (18.15 Uhr/ARD und im ntv.de-Liveticker) steht das erste Länderspiel gegen Schweden in Duisburg an. Es gehe nun darum, an „kleinen Stellschrauben zu arbeiten, noch besser zu werden, damit wir für die WM hervorragend vorbereitet sind, um im Optimalfall den Titel zu gewinnen“. Die deutsche Auswahl von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg spielt bei der WM in der Vorrunde gegen Marokko, Kolumbien und Südkorea.








