Für Bayern München steht und fällt eine Saison mit dem Abschneiden in der Champions League. Weil der Meistertitel ohnehin garantiert ist. Deswegen wird das Achtelfinale gegen PSG von der Öffentlichkeit als Schicksalsduell für Trainer Julian Nagelsmann ausgerufen. Jetzt bildet der FCB um den 35-Jährigen eine Wagenburg.
Oliver Kahn hatte schon vor dem Sieg in Paris keine Lust, ständig über Julian Nagelsmann diskutieren zu müssen. Er sehe „eine sehr starke Zuspitzung“ auf den Trainer, betonte der Vorstandsboss des FC Bayern bei Prime Video. Aber: „Das ist ein bisschen übertrieben.“ Oft genug war Nagelsmanns Schicksal beim deutschen Rekordmeister mit dem Achtelfinal-Kracher in der Champions League gegen PSG verknüpft worden. Doch die Bayern wollen sich von den Diskussionen der vergangenen Wochen über den 35-Jährigen nicht treiben lassen.
„Von außen wird viel hereingetragen. Aber die Mannschaft und der Trainer funktionieren sehr gut. Wir haben wirklich eine sehr, sehr gute Stimmung“, sagte Sportvorstand Hasan Salihamidžić nach dem 1:0 (0:0) demonstrativ – und fügte mit Nachdruck an: „Der Trainer wird ständig infrage gestellt, obwohl er gar nicht infrage gestellt werden kann. Das finde ich komisch!“
Hoeneß lobt Nagelsmann in den Himmel
Da dürfte es Kahn und Salihamidžić gerade recht sein, dass sich sogar Ehrenpräsident Uli Hoeneß schützend vor Nagelsmann stellt – obwohl zuletzt spekuliert wurde, dass Hoeneß eher kein Fan des jungen Trainers sei. Ist er offensichtlich aber doch. „Julian ist der Richtige, ein sehr junger, sehr fähiger und sehr reflektierter Trainer, der nicht auf jedem Satz fünfmal herumkaut, bevor er ihn ausspricht. Mir gefällt das“, sagte Hoeneß dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Nagelsmann lerne „schnell“, mache einen „hervorragenden Job“.
Doch Nagelsmann weiß, dass sich gerade im unruhigen Bayern-Umfeld Dinge rasch ändern können – und letztendlich nur der Erfolg zählt. Schon vor dem PSG-Spiel hatte er deshalb die Bedeutung der Königsklasse auch für sich persönlich herausgestellt. Und direkt nach dem Sieg war er in seiner Einschätzung vorsichtig, auch wenn es ein Sieg gegen einige Zweifel war. Das Ergebnis heiße „nicht allzu viel“. Es sei nur „der erste Schritt gemacht“. Der zweite soll am 8. März im Rückspiel folgen.
… und dann kommt Eisern Union
Klar ist aber jetzt schon: Der Druck bei den Bayern bleibt unverändert groß. Zumal die Münchner auch in der Liga nur einen minimalen Vorsprung vor Union Berlin und Borussia Dortmund haben. „Da draußen warten sie darauf, dass wir straucheln. Aber den Gefallen wollen wir niemandem tun“, sagte Kahn. Denn alles andere als die elfte Meisterschaft in Folge würde den Rekordmeister erschüttern.
Entsprechend wichtig sind die nächsten beiden Ligaspiele. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky und im ntv.de-Liveticker) geht es zum Angstgegner Mönchengladbach. Vier Spiele blieben die Bayern gegen die Borussia zuletzt ohne Sieg, fünf der vergangenen sechs Partien konnten sie nicht gewinnen. Und danach kommt Union. Mit den Berlinern rechne er „bis zum letzten Spieltag. Die sind unglaublich schwer zu bespielen“, betonte Hoeneß. Und vor allem haben sie „einen sehr guten Trainer“. Urs Fischers Ruhe und Gelassenheit würden auf den ganzen Verein abstrahlen. Davon kann Julian Nagelsmann nur träumen.








