Andreas Wellinger springt pünktlich zur Nordischen Ski-WM in Planica wieder in der Weltspitze mit – und schürt nach einer für die DSV-Adler verkorksten Saison plötzlich Medaillenhoffnungen. In anderen Disziplinen kündigt sich ein Generationswechsel an.
Julian Schmid packte voller Vorfreunde seine Kaffeemaschine aus, Andreas Wellinger genoss die traumhafte Bergkulisse, Katharina Hennig drehte schon die ersten Runden: Im Postkarten-Idyll von Planica haben die deutschen Kombinierer, Skispringer und Langläufer am Dienstag ihre lang ersehnte WM-Mission begonnen. Auffällig dabei: Die größten Hoffnungen ruhen auf Namen, die noch bei der Heim-WM 2021 in Oberstdorf fast keine Rolle spielten.
Eklatant ist der Generationenwechsel in der Kombination: Der erst 23 Jahre alte Schmid nimmt in Slowenien an seiner ersten WM teil und gilt dank seiner drei Saisonsiege schon als Gold-Hoffnung Nummer eins. Die langjährigen Stars Eric Frenzel und Johannes Rydzek standen in diesem Winter dagegen noch gar nicht auf dem Podest – und setzen in Planica dank der jungen Kollegen vor allem auf die Teamwettbewerbe.


Die 17-jährige Nathalie Armbruster will auch in Planica jubeln.
(Foto: IMAGO/Eibner)
„Die jüngere Generation hat sie überholt, das ist klar sichtbar“, sagt Bundestrainer Hermann Weinbuch. Selbst Olympiasieger Vinzenz Geiger ist noch ein WM-Frischling, bislang hat er noch keine Einzel-Medaille gewonnen. Das gilt erst recht für die erst 17 Jahre alte Schülerin Nathalie Armbruster, die gerade mal seit einem Jahr im Weltcup aktiv ist und eine Medaille fest im Blick hat.
Die Adler müssen fliegen
Bei den Skispringern wiederum mag Andreas Wellinger ein altbekannter Name sein, auf der Liste der Medaillenkandidaten ist er dennoch ein Rückkehrer: Erst kurz vor der WM holte der lange verletzte Bayer seinen ersten Weltcupsieg seit über fünf Jahren. „Er ist zurück und hat die Führung in der Mannschaft übernommen. Momentan ist er unser aussichtsreichster Springer“, sagt Bundestrainer Stefan Horngacher.
„Ich habe die letzten Jahre oft auf die Fresse gekriegt“, sagte Wellinger, der nach seinem Olympiasieg 2018 immer wieder von Verletzungen ausgebremst worden war, „aber ich habe nie die Leidenschaft fürs Skispringen verloren“. Das scheint sich spätestens jetzt auszuzahlen.
Doch nicht auf dem Ruhpoldinger ruhen die Hoffnungen. Der langjährige Vorflieger Karl Geiger, der vor zwei Jahren in seiner Heimat Oberstdorf bei vier Starts vier Medaillen holte, hat zuletzt ebenso wie Markus Eisenbichler deutlich ansteigende Form gezeigt. Einer aus diesem Trio soll schon am Samstag im Einzel von der Normalschanze das Treppchen erklimmen. „Das sollten wir anstreben“, sagt Horngacher.
Katharina Althaus verzögert Generationswechsel
Im Langlauf schließlich ist nach fünf Weltmeisterschaften ohne jede Medaille eigentlich jeder deutsche Name im Kreis der Podest-Kandidaten ein neuer. Der von Katharina Hennig sticht dennoch heraus. „Die aktuelle ist definitiv meine bisher beste Saison. Mit bisher drei Einzel-Podestplätzen bin ich superglücklich“, sagt die Sächsin, die Anfang Januar sogar den ersten deutschen Weltcupsieg seit 2009 holte.
Vor allem in der Frauen-Staffel ist das Podest fast schon Pflicht. Bei der Generalprobe liefen Hennig und Co. auf Rang zwei, ehe ein Meldefehler zur Disqualifikation führte. Bei den Männern wiederum ruhen die Hoffnungen auf dem erst 22 Jahre alten Friedrich Moch, der vor seiner zweiten WM steht.
Die erste deutsche Medaille allerdings kann am Donnerstag eine Altbekannte holen: Skispringerin Katharina Althaus gewann schon 2015 WM-Gold im Mixed-Team, acht Jahre später kann die Oberstdorferin nun in Planica nachlegen. Selina Freitag, 21 Jahre alte Schwester von Ex-Weltmeister Richard Freitag, hat zwar schon ganz oben angeklopft – zumindest im Frauen-Skispringen ist der Generationenwechsel aber noch nicht vollzogen.








