Die Elfmeter-Trottelei ist ein Leverkusener Phänomen

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Bayer Leverkusen verliert ein wichtiges Bundesliga-Spiel gegen Mainz 05, weil die einen keine Elfmeter können, die anderen aber schon. Ganz so einfach ist Fußball nicht, doch das Leverkusener Elfmeterproblem kostet Punkte. Und ist wiederkehrend.

Finn Dahmen freute sich schon. Der Torwart von Mainz 05 lachte in der 21. Minute im Bundesligaduell seines Klubs bei Bayer Leverkusen Edmond Tapsoba an. Dabei trat der Verteidiger zum Elfmeter an, beim Stand von 0:0. Eine Stresssituation für beide. Doch Dahmen lachte. Weil der 21-Jährige wohl wusste, was nun – das ist statistisch längst evident – passieren würde: Er würde den Elfmeter des Leverkuseners halten. Und er hielt ihn. Weil Leverkusen einfach keine Elfmeter kann. Tapsobas Fehlschuss vom Punkt war wettbewerbsübergreifend der siebte bei den letzten acht Versuchen. Eine auf diesem Niveau nahezu absurde Bilanz.

Wie man Elfmeter versenkt, hätten sie noch am Sonntagabend auf dem ganz kurzen Dienstweg klären können: Der FSV Mainz ist der Elfmeterkönig der Bundesliga. 36 Mainzer Strafstöße landeten in der Bundesliga in Serie im Netz, kein Team produzierte eine längere Serie. Nachdem Adam Szalai im April 2013 gegen den 1. FC Nürnberg gescheitert war, dauerte es bis zum 20. August 2022, ehe wieder ein Mainzer Profi vom Punkt scheiterte: Augsburg Rafal Gikiewicz parierte gegen Aaron Martin – der aber später dann immerhin noch den Siegtreffer vorbereitete. Nachdem Jonathan Burkhardt im Oktober noch einmal gegen den FC Bayern scheiterte, fanden die Mainzer wieder zu alter Präzision zurück: Marcus Ingvartsen traf drei von drei Versuchen – unter anderem am Sonntag zum 3:2 gegen Bayer Leverkusen.

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Collinas Erben24.10.22

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Umgekehrt funktioniert die Leverkusener Elfmeter-Trottelei auch: Alle vier von der Werkself in der Bundesliga verursachten Elfmeter waren drin. Im Oktober hatte Bayer Leverkusen einen besonders bemerkenswerten Zwischensprint im Rennen um die desaströseste Elfmeterbilanz eines Profivereins hingelegt: In drei aufeinanderfolgenden Pflichtspielen verursachte die Mannschaft innerhalb von zehn Tagen fünf (!) Strafstöße: Jeweils zwei in der Champions League gegen den FC Porto und in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt, einer gegen den VfL Wolfsburg – und alle waren drin. Den einzigen eigenen in diesen Spielen verschoss Moussa Diaby gegen den VfL Wolfsburg. Erst im Januar hatte Tapsoba die Serie von verschossenen Bundesligaelfmetern gestoppt: Vier in Folge hatten Leverkusens Schützen vergeben, der fünfte saß dann. Den traurigen Rekord für die längste Serie an vergebenen Strafstößen war da schon in Sichtweite: Borussia Dortmund traf in den frühen Tagen der Bundesliga zwischen November 1963 und Januar 1965 keinen von sieben Strafstößen.

„Wir haben alle gelacht“

Die Elfmeterphobie ist in Leverkusen derweil nicht neu. Sie ist ein wiederkehrendes Phänomen. In der Saison 2016/2017 versiebten Hakan Calhanoglu, Charles Aranguiz, Chicharito, Ömer Toprak und Wendell wettbewerbsübergreifend sechs von zehn Strafstößen. Wendell hatte im Dezember in der Champions League gegen die AS Monaco aus elf Metern nur die Latte getroffen, vom Rücken des Torwarts prallte der Ball damals noch ins Tor. Die UEFA wertete die Aktion als Eigentor. Der einstige Bayer-Chef Michael Schade kommentierte süffisant: „Man muss den Gegner erst mal bei einem Elfer zum Eigentor zwingen. Wir sind wieder auf gutem Wege, Elfer zu verwandeln.“ Man nahm es in diesen Tagen locker, denn der Fehlschuss von Wendell blieb folgenlos: Bayer Leverkusen schlug die AS Monaco 3:0, das Achtelfinale der Champions League hatte man vorher schon sicher erreicht. „Wir haben alle auf der Bank gelacht“, erklärte der damalige Bayer-Profi Julian Brandt, der inzwischen für Borussia Dortmund spielt.

Zum Lachen ist bei Bayer Leverkusen dieser Tage niemandem zumute, denn von einer erneuten Qualifikation für die Champions League ist man in der Saison 2022/23 meilenweit entfernt. Die Fehlschüsse von Diaby gegen Wolfsburg und nun Tapsoba kosteten wertvolle Punkte. „Natürlich sind wir nicht glücklich. Wir wollten nach der Niederlage am Donnerstag gewinnen. Unser Niveau in der Verteidigung war zu schwach“, ärgerte sich Trainer Xabi Alonso auch mit Blick auf das 2:3 in der Europa League gegen die AS Monaco. „Wir müssen uns verbessern. Wir müssen uns besser konzentrieren, das ist unser Ziel für die Zukunft.“

Durch die Niederlage gegen Mainz 05 ist auch der wenigstens theoretisch noch zur Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb berechtigende und hart umkämpfte siebte Platz wieder drei Zähler entfernt. Die Elfmeterspezialisten von Mainz 05 zogen mit dem Sieg in Leverkusen an der Werkself vorbei. Und mit Finn Dahmen lachte dann doch noch einer in Leverkusen.

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