Skirennfahrer Andreas Sander braucht Licht. Trotz Sichtproblemen lässt der Deutsche seine Teamkollegen im Super-G weit hinter sich. Der Kanadier James Crawford meistert bei der WM die dunklen Passagen am besten. Zu den großen Geschlagenen gehören Marco Odermatt und Vincent Kriechmayr.
Der große Goldfavorit Marco Odermatt war bitter enttäuscht, sein Rivale Aleksander Aamodt Kilde warf nach seinem Hundertstelschock verärgert seine Handschuhe in den Schnee – und die klar geschlagenen Deutschen waren alles andere als die erhoffte Wundertüte. Der große Coup gelang dafür einem Nachfahren der „Crazy Canucks“: James Crawford aus Kanada düpierte bei der Ski-WM alle, die sich im Super-G etwas versprochen hatten, und fuhr in spektakulärer Manier zum Sieg.
„Großes Lob an den Kerl“, sagte Andreas Sander, der als Neunter (+0,67 Sekunden) bester Deutscher war. Crawford fuhr den Kurs in Courchevel genau so, wie es sich das deutsche Quartett vorgenommen hatte. „Der riskiert“, sagte Sander, „der kann so ans Limit gehen.“ Und voller Respekt für den 25 Jahre alten Olympiadritten in der Kombination ergänzte er: „Da kann ich mir wirklich ab und zu was abschauen von ihm. Hopp oder top – heute ist es aufgegangen für ihn.“
Der Kampf mit der Dunkelheit
Für Kilde ging es um Haaresbreite nicht auf, Crawford entriss dem Norweger das sicher geglaubte Gold um 0,01 Sekunden. Bronze gewann Kombi-Weltmeister Alexis Pinturault aus Frankreich. Der Schweizer Topfavorit Odermatt fuhr als Vierter am Podest vorbei, Vincent Kriechmayr aus Österreich musste seinen Titel von 2021 als Zwölfter abgeben. Und Romed Baumann? Der fand sich zwei Jahre nach seiner sensationellen Silberfahrt in Cortina d’Ampezzo auf Rang 27 wieder, knapp vor Simon Jocher (29.). Josef Ferstl schied aus. „Das Ergebnis? Naja“, sagte Alpinchef Wolfgang Maier. „Da kann man nicht mit zufrieden sein, weil wir nur einen wirklich konkurrenzfähigen Mann haben.“
Der sehnlichst erwartete Durchbruch der deutschen Hochgeschwindigkeitsfahrer lässt weiter auf sich warten. Die seit zwei Jahren andauernde Talfahrt ohne Podestplatz setzt sich fort. Sander kämpfte beim Speed-Auftakt nun vor allem mit den dunklen Passagen. „Das hat bei mir ein bisschen mit den Augen zu tun, dass wenn ich in den Schatten fahre, ich Probleme habe, am Boden viel zu sehen“, erklärte er.
„Gefühl, dass ich Gold verdient gehabt hätte“
Sander habe eine „ordentliche“ Leistung gebracht, alle anderen seien deutlich unter dem geblieben, was man sich erhofft habe. „Den Lucky Punch“, ergänzte er, „haben diesmal die Kanadier gesetzt, dass der Crawford gewinnt, das hatte keiner auf dem Schirm.“ Der Überraschungssieger musste erst mal verarbeiten, was ihm da auf der Piste Roc de Fer gelungen war. „Ich habe schon öfter gezeigt, dass ich schnell sein kann“, sagte er, aber die Favoriten „jetzt zu schlagen, fühlt sich unwirklich an, unglaublich.“ Im Weltcup ist der Kanadier, der als Jugendlicher mal für kurze Zeit in einem Team mit dem Eishockey-Superstar Connor McDavid spielte, noch ohne Sieg, und nur zweimal war er bislang Zweiter.
Der knapp geschlagene Kilde konnte im ersten Moment kaum fassen, was ihm da so plötzlich widerfahren war. „Ich hatte das Gefühl, dass ich Gold verdient gehabt hätte, und das habe ich immer noch. Aber das kommt irgendwann zurück, vielleicht schon am Sonntag.“ Dann ist Kilde großer Favorit auf den Sieg in der Abfahrt. Und in die geht er immerhin mit seiner ersten WM-Medaille. Über die freute er sich dann doch irgendwie. „Es ist richtig schön.“ Aber er will mehr. Selbiges gilt für Odermatt, der nicht davon profitieren konnte, dass der Schweizer Abfahrtstrainer Reto Nydegger den Kurs ausgeflaggt hatte. Ja, gestand der Seriensieger im Weltcup, die Enttäuschung „ist groß, klar, wenn man eine Goldmedaille will und Vierter wird, gibt es nicht viel Positives, was man mitnimmt“.








