Bei Rot-Weiss Essen kehrt die Angst zurück

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Nach 14 Jahren Abstinenz kehrt Rot-Weiss Essen im vergangenen Sommer in den Profifußball zurück. Die Stimmung ist euphorisch, der Saisonstart geht schief. Nach einem bemerkenswerten Zwischenspurt scheint alles in Ordnung, doch dann folgen sieben Spiele ohne Sieg. Die Stimmung droht zu kippen.

Die Fans hatten die Schnauze voll und packten die Spieler hart bei der Ehre. Kämpfen wollten sie die Fußballer sehen. Sie wollten spüren, dass sie sich gegen die drohende Niederlage bei Viktoria Köln (0:1) wehren. Dass sie alles auf dem Platz lassen, was sie haben. Und dieses Gefühl hatten die rund 2000 Anhänger von Rot-Weiss an diesem Montagabend offenbar nicht. Ein knallhartes Urteil. Für einen Verein aus einer Malocherstadt sogar ein vernichtendes. Die Stimmung beim Kultklub von der Hafenstraße ist mal wieder schlecht. Die Angst, in der Versenkung zu verschwinden, schleicht zurück in den Knochen des vor Tradition triefenden Riesen.

Im vergangenen Sommer hatte der Klub den Staub der Versenkung abgeschüttelt und war nach 14 Jahren in den Profifußball zurückgekehrt. Die Stimmung war euphorisch. Der Klassenerhalt wurde als Ziel ausgegeben, doch in manchen Fanseelen wuchs der Traum von etwas Größerem. Der Meisterkader aus der Regionalliga war nicht nur weitgehend gehalten, sondern auch klug ergänzt worden. Plötzlich tummelte sich da ein Haufen von Fußballern mit einer durchaus beeindruckenden Vita für einen Drittligisten und Fußballer mit großer Perspektive. Da waren etwa die Ex-Bochumer Felix Bastians und Thomas Eisfeld oder auch Felix Götze. Und da waren die talentierten Isaiah Young, Niklas Tarnat und Lawrence Ennali. Ein klangvolles Aufgebot in dieser Liga.

Dabrowski gerät bei Fans in die Kritik

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Sport06.02.2301:31 min

Spätes Traumtor für Duisburg„Verarscht vom Schiri“ – Essen-Coach redet sich in Rage

Das steht nach 22 Spieltagen auf Platz 13. Fünf Punkte beträgt der Vorsprung auf die Abstiegsränge, alles andere als komfortabel, aber auch nicht akut bedrohlich. Anders als die Stimmung um Trainer. Christoph Dabrowski. Das herrlich abgerockte Hafenstübchen ist ein Ort, an dem die Wahrheit auf den (Steh)tisch kommt. Im Schatten des renovierten Stadions an der Hafenstraße versammelt sich vor den Spielen von Rot-Weiss die Fußball-Kompetenz und diskutiert mit Bratwurst, Pils und Zeitung die wichtigen Dinge aus. Zu diesen Dingen gehört der Trainer und dessen Kredit ist zumindest in großen Teilen der Fanszene aufgebraucht.

Die ernüchternde Niederlage bei Viktoria Köln am Montagabend war bereits das siebte Spiel in Serie ohne Sieg. Längst hätte das Thema Klassenerhalt abgehakt sein können. Und auch das Thema Dabrowski, der nach einem katastrophalen Start in die Saison mit drei Punkten nach sechs Spieltagen (Tabellenletzter) schon einmal tüchtig angezählt worden war (von den Fans). Als es in der Vorwoche zu Hause gegen den MSV Duisburg gegangen war, war man sich rund um das Hafenstübchen einig, dass der Trainer nun endlich liefern müsse. Nach dem bitteren 1:1, das in der Nachspielzeit fast noch zu einem 1:2 geworden wäre, hielten sich Milde und Kritik die Waage. Schließlich war dem schlitzohrigen 1:1 durch Moritz Stoppelkamp ein fragwürdiger Freistoß vorausgegangen.

Stets zwischen Hype und Panik

Aber es war auch so: Wieder einmal hatte RWE einen Vorsprung nicht über die Zeit gerettet. Wieder einmal passten Aufwand (immens) und Ertrag (gering) nicht zusammen. Die Mannschaft rennt und rennt, sie kämpft und kämpft. Aber spielt sie das, was die Summe der Einzelspieler hergibt? Die Zweifel bei den Fans wachsen, die Angst auch. Es ist die ewige Geschichte dieses Klubs zwischen Hype und Panik. Die Geschichte dieser Stadt, der Region, die sich als einstige wirtschaftliche Herzkammer der Bundesrepublik nach dem Ende der goldenen Zeiten von Kohle und Stahl mit dem Strukturwandel mal mehr, mal weniger erfolgreich gegen die Bedeutungslosigkeit stemmt. Als der Aufstieg in der vergangenen Saison in Gefahr geraten war, flog Coach. Zwei Spieltage vor Schluss war Christian Neidhart aus dem Amt entlassen worden. Der nach Punkten erfolgreichste Coach der Klubhistorie mit durchschnittlich 2,29 Zählern.

Wie nah oder fern Dabrowski einem vorzeitigen Ende ist? Öffentlich diskutiert wird das vom Klub nicht. Auf den Rängen aber wächst der Unmut. Der Trainer hat allerdings schon bewiesen, wie er sich aus misslichen Lagen befreien kann. Als seine Idee vom aggressiven Pressingfußball nicht griff, baute er seine Mannschaft für mehr Stabilität phasenweise um, richtete sie defensiver aus. Nun braucht’s erneut dringend eine Korrektur. Das Spiel im Sportpark Höhenberg war fahrig, ernüchternd. Aber nicht ohne Leidenschaft, ohne Kampfgeist, wie der Coach befand und sich damit gegen die wütende Rufe von Rängen wehrte. „Grundsätzlich habe ich meine Mannschaft noch nie in der Bereitschaft kritisiert. Das mache ich auch jetzt nicht.“ Indes sagte er laut „Reviersport“ auch: „Du musst maximal investieren und das eigene Tor verteidigen. Zielstrebig sein, saubere Aktionen zu Ende spielen. Wenn diese Bereitschaft nicht bei 100 Prozent ist, sondern nur bei 99,5 Prozent, dann wird man bestraft.“

Stürmer Berlinski vermisst einen Plan

Tatsächlich gilt die 3. Liga als extrem schwierig und unangenehm. Es braucht sehr viel Aufwand, um nicht in die Regionalliga abzustürzen und dort zu versacken. Niemand weiß das besser als RWE. Zumal der Wiederaufstieg nur als Meister gelingt und manchmal nicht mal das, zwei Staffeln müssen in der Relegation antreten, um den vierten Drittligisten auszuspielen. Und nicht immer stehen Aufwand und Ertrag, Kampf den Klassenerhalt, in einem vernünftigen Verhältnis. Immer wieder stolpern Klubs in dieser Liga in die Insolvenz. Andere verzichten auf den Aufstieg, aus Sorge die 3. Liga nicht stemmen zu können.

Ein Hebel, an dem der Trainer dringend ansetzen muss: der Angriff. In den vergangenen sieben Spielen schoss seine Mannschaft nur drei Tore, dass sie auch „nur“ sieben kassierte (drei davon gegen den überragenden Mitaufsteiger aus Elversberg) belegt immerhin eine defensive Stabilität. Ärgerlich nur: immer wieder bringen späte Gegentore die Mannschaft um verdiente Punkte. Ron Berlinski, der sich im Sturm maximal aufreibt, aber viel zu selten gute Gelegenheiten für sich fühlt, sagt dem „Reviersport“: „Vielleicht sollten wir einfach die Köpfe zusammenstecken und einen Plan entwickeln, wie wir die Stürmer generell mehr in Szene setzen. Es fehlt nicht nur Glück, sondern auch Zielstrebigkeit im letzten Drittel, der letzte Pass. Wir müssen das Glück erzwingen.“ Nächste Chance am Sonntag, 14 Uhr, an der Hafenstraße. Gegner dann: Borussia Dortmund II. Ein Spiel gegen die Angst.

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Bei Rot-Weiss Essen kehrt die Angst zurück

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