Die europäische Heldenreise des 1. FC Union Berlin führt ins Achtelfinale der Europa League. In der Zwischenrunde triumphiert der Bundesligist über Ajax Amsterdam. Der niederländische Meister ist mit der Wucht der Union-Elf überfordert, das Stadion in Köpenick kommt aus dem Jubeln kaum heraus.
Die Mentalitätsmonster von Union Berlin haben wieder einmal Geschichte geschrieben und sind unaufhaltsam ins Achtelfinale der Europa League gestürmt. Drei Tage vor dem Bundesliga-Gipfel beim FC Bayern bezwangen die leidenschaftlich kämpfenden Überflieger aus Köpenick den vermeintlichen Favoriten Ajax Amsterdam im Zwischenrunden-Rückspiel mit 3:1 (2:0). Für die Niederländer ist die Europapokal-Saison nach dem Vorrundenaus in der Chmapions League dagegen endgültig vorbei.
„Was man hier erlebt, ist unglaublich“, sagte Kapitän Rani Khedira bei RTL: „Wir haben unser Herz komplett auf dem Platz gelassen und auch verdient gewonnen. Wir genießen den Moment. Es ist außergewöhnlich.“
Robin Knoche (20., Handelfmeter nach Videobeweis), Winter-Zugang Josip Juranovic (44.) und Danilho Doekhi (50.) schossen den Bundesliga-Dritten in die nächste Runde, die am 9. und 16. März ausgespielt wird. Ghanas WM-Shootingstar Mohammed Kudus (47.) verkürzte zwischenzeitlich für die Gäste. Ajax-Verteidiger Edson Alvarez sah in der Nachspielzeit Gelb-Rot.
Nach dem 0:0 im ersten Duell vor Wochenfrist in den Niederlanden steht Union unter den besten 16 und darf bei der Achtelfinal-Auslosung am Freitag (12 Uhr/RTL+) auf Schwergewichte wie den FC Arsenal hoffen. Gleichzeitig gab der für den Klub historische Triumph Rückenwind für das Duell mit den Bayern, die Union am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN und im Liveticker bei ntv.de) von der Tabellenspitze stürzen könnte.
Union lässt sich kein bisschen einschüchtern
Die Stimmung im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei war schon zu Beginn hitzig, als beide Fanlager Pyrotechnik zündeten. Union stand in den ersten Minuten gewohnt kompakt in der altbewährten Fünferkette, wobei selbst nach vorne nur wenig ging – bis plötzlich das gesamte Stadion aufschrie.
Nach einer Ecke hatte Unions Doekhi Ajax-Profi Calvin Bassey den Ball an die Hand geköpft. Schiedsrichter Ricardo de Burgos (Spanien) ließ zum Ärger der Berliner Anhänger zunächst weiterlaufen, entschied nach Ansicht der Videobilder jedoch auf Strafstoß, den Knoche links unten verwandelte. Unions Abwehrchef hatte Glück, denn Gäste-Torwart Geronimo Rulli lenkte den Ball noch an den Innenpfosten, von dem er ins Netz sprang. Prompt brannte wieder Pyro im Union-Block.
Ajax versuchte nun mehr, biss sich an der Union-Abwehr aber die Zähne aus. Immer wieder war ein Bein, ein Fuß oder ein Kopf im Weg. Oder ein Ajax-Profi stand im Abseits. So wie Kudus (43.), der einen von Berlins Keeper Frederik Rönnow parierten Abpraller aus regelwidriger Position ins Tor befördert hatte. Und das Schicksal meinte es noch gütiger mit Union. Fast im Gegenzug fiel das 2:0, als Rulli ein eigentlich ungefährlicher Schuss von Juranovic aus rund 18 Metern durch die Hände rutschte.
Kurz nach der Pause dann der Dämpfer für Union: Eine Flanke von Ajax-Stürmer Steven Bergwijn segelte durch den Strafraum, Union bekam keinen Zugriff und Kudus fälschte den Ball unhaltbar ins Tor ab. Einschüchtern ließen sich die Berliner davon aber nicht. Nur drei Minuten später drückte Doekhi eine Ecke über die Linie. Und die Alte Försterei explodierte und atmete kurz darauf auf. Erstklassig freigespielt zielte Kudus (61.) aus zehn Metern nur haarscharf links vorbei. Union brachte das Ergebnis mit viel Einsatz und Leidenschaft über die Zeit.








